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Mehr Orientierung bitte!

Wie Lehrkräfte den Kompass Bildungsförderung nutzen können

Zwei Schulen, zwei Fragen – ein gemeinsamer Wegweiser

Wenn Sie Lernräume verändern und öffnen möchten, kennen Sie das vielleicht: Sie möchten an ihrer Schule neue Förderangebote etablieren – mehr Leseförderung, vielleicht ein MINT-Projekt, Unterstützung im Bereich soziale Kompetenzen. Ideen sind da, aber Fragen auch: Wer bietet was? Wer passt zu unserer Schule? Wie fangen wir an? Und auch im nächsten Schritt, wenn Sie bereits ein Konzept haben, kann es noch Fragezeichen geben – beispielsweise zur Finanzierung und Umsetzung mit externen Partnern. Genau an diesen Punkten setzt der Kompass Bildungsförderung Deutschland an: Er bündelt über 130 zivilgesellschaftliche Bildungsinitiativen und Schülerwettbewerbe mit überregionaler Tätigkeit, die bereits mehr als eine Million Schüler:innen erreichen. Martin Beyerle von der »Allianz für Schule Plus« erläutert, wie der Kompass Lehrkräfte und Schulleitungen unterstützen kann.

Portrait Martin Beyerle

Martin Beyerle

Portrait Martin Beyerle
© Matthias Bunk / Bildung & Begabung

Martin Beyerle

Martin Beyerle ist Programmmanager der Allianz für Schule Plus. Den Großteil seines Berufslebens widmete er der Entwicklung nutzerzentrierter Programme und Lösungen auf Basis agiler Methoden. Diese Erfahrungen bringt er bei der Allianz ein. Gemeinsam mit Bildungspartnern erforscht die Allianz Hürden und Gelingensbedingungen schulisch-außerschulischer Kooperation und entwickelt daraus systemische Lösungen und Qualifizierungen zur Stärkung von Kooperationen, darunter den Kompass Bildungsförderung.

martin.beyerle@bildung-und-begabung.de

Kompass Bildungsförderung

Was ist der »Kompass Bildungsförderung«?

Die »Allianz für Schule Plus« möchte Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren erleichtern. Mit dem »Kompass Bildungsförderung« wollen der Stifterverband und McKinsey & Company dazu einen zentralen Beitrag leisten – und allen Akteuren im Bereich der Schulbildung mehr Orientierung in der vielfältigen deutschen Bildungsförderungslandschaft geben. Bildungsförderung wird dabei breit verstanden: Neben formaler Bildung sind auch informelles und nonformales Lernen sowie verschiedene Phasen der Bildungsbiografie von Kindern und Jugendlichen einbezogen. 

Wofür ist der Kompass im Schulalltag besonders hilfreich? 

Als Lehrkraft oder Schulleitung können Sie den Kompass nutzen, um … 

  • passende Kooperationspartner zu finden, die Schule und Unterricht ergänzen (z. B. Mentoring, Leseförderung, MINT-Projekte, Berufsorientierung, soziale/emotionale Kompetenzen);
  • finanzielle oder fachliche Unterstützung für bestehende Schulprojekte zu identifizieren – etwa durch Stiftungen oder Programme, die Schulen in der Konzeptentwicklung oder Umsetzung begleiten;
  • Schülerwettbewerbe gezielt auszuwählen, die zu Ihrem Schulprofil, Ihren Fächern oder Förderzielen passen;
  • Ihre begrenzten Ressourcen (Zeit, Personal) fokussiert einzusetzen, indem Sie nicht »ins Blaue hinein« recherchieren, sondern aus geprüften Initiativen wählen. 

Schritt für Schritt: So nutzen Sie den Kompass als Lehrkraft

Schritt 1: Ausgangslage klären

Was brauchen wir wirklich?

Nehmen Sie sich 15 bis 20 Minuten im Team oder in einer Fachkonferenz und klären Sie:

  • Zielgruppe:
    • Welche Stufe steht im Fokus? (Grundschule, Sek I, Sek II)
    • Geht es um eine einzelne Klasse, einen Jahrgang, eine ganze Schule?
  • Art der Unterstützung:
    • suchen Sie direkt Angebote für Schüler:innen (Kurse, Workshops, Mentoring, Wettbewerbe)?
    • oder eher indirekte Förderung wie Beratung, Schulentwicklungsprogramme, Finanzierung, Qualifizierung von Lehrkräften?
  • Förderschwerpunkte bei Angeboten für Schüler:innen:
    • Förderung im Curriculum: z. B. Lesen, Sprache, Mathematik, MINT
    • Ergänzende Angebote: z.B. berufliche Orientierung, digitale Fähigkeiten, Demokratielernen
    • Sozial-emotionale Förderung: z.B. mentale Gesundheit, interkulturelle Kompetenzen
    • Schulwettbewerbe: z.B. Sprachliche Wettbewerbe, MINT, Sport

Praxis-Tipp 

Halten Sie Ihre Antworten auf einer DIN-A4-Seite fest – diese »Bedarfs-Skizze« können Sie später direkt an potenzielle Partner schicken.

Schritt 2: Online-Tool öffnen und gezielt filtern

Im Online-Tool können Sie filtern nach:

  • direkter oder indirekter Förderung
  • Schulstufe
  • Kompetenzen
  • zeitlicher Fokus
  • Bundesland

Praxis-Tipp 

Probieren Sie in einem ersten Durchlauf eher grobe Filter aus (z. B. nur Stufe + grobes Thema). So bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie vielfältig das Angebot ist, bevor Sie stärker eingrenzen.

Screenshot Suchfunktion Bildungsförderkompass
© Stifterverband / McKinsey & Company

Schritt 3: Kurzprofile lesen und passende Initiativen auswählen

Zu jeder Initiative gibt es im Report und/oder Tool Kurzprofile mit Kontaktdaten

Achten Sie beim Lesen besonders auf:

  • Zielgruppe & Schulform: Passt das Angebot zu Ihrer Schülerschaft?
  • Format: Unterrichtsbegleitend, Projektwoche, Wettbewerb, Mentoring, digitale/hybride Angebote?
  • Ressourcenbedarf:
    • Wie viel Lehrer:innenzeit wird gebraucht?
    • Gibt es Materialien, Fortbildungen oder Unterstützung für Lehrkräfte?
  • Nachweis der Wirksamkeit:
    • Der Kompass berücksichtigt nur Initiativen, die ihre Wirksamkeit nachweislich messen. 

Praxis-Tipp 

Markieren Sie drei bis fünf Initiativen, die auf den ersten Blick gut passen. Diskutieren Sie diese in einer kurzen Teamsitzung (20 bis 30 Minuten) und wählen Sie maximal ein bis zwei Pilotpartner für den Start.

Schritt 4: Kontakt aufnehmen – mit klarer Erwartung

Nutzen Sie Ihre Bedarfs-Skizze aus Schritt 1 und schreiben Sie eine kurze Mail:

  • Wer sind Sie? (Schule, Standort, Schulform, ggf. Schulprofil)
  • Welche Herausforderung sehen Sie? (z. B. Lesekompetenz, Übergang Sek I–II, Berufsorientierung, Förderung besonders leistungsstarker Schüler:innen)
  • Was wünschen Sie sich vom Partner? (z. B. Projekt über ein Halbjahr, Fortbildung für Kollegium, Workshop-Reihe, Wettbewerbsteilnahme)
  • Wie groß ist Ihre Zielgruppe (Klassen, Jahrgänge)?

Praxis-Tipp für die erste Anfrage

Formulieren Sie konkret, aber nicht zu eng: »Wir suchen für das nächste Schuljahr ein Angebot zur Förderung von Lesemotivation in den Jahrgängen 5 bis 6, gerne zunächst als Pilot in zwei Klassen.«

Tipps, damit der Kompass Ihnen im Alltag wirklich hilft

  • Klein anfangen
    Starten Sie mit einem Partner und einem klar umrissenen Projekt, z. B. einem Halbjahresprojekt oder einer AG. Legen Sie erste Schritte fest, z.B. wer die Kontaktaufnahme übernimmt.
  • Schüler:innen einbeziehen
    Lassen Sie Klassen oder Schülervertretungen mitentscheiden, welche Themen und Angebote sie spannend finden – das erhöht Motivation und Passung.
  • Schule und außerschulische Förderung zusammendenken
    Nutzen Sie den Kompass gezielt, um Bildung übergreifend zu denken – aus Unterricht, Ganztag und außerschulischer Förderung. Wettbewerbe, MINT-Programme oder Projekte im sprachlich-künstlerischen Bereich unterstützen Persönlichkeitsbildung und Potenzialentwicklung.
  • Lokale und überregionale Angebote kombinieren
    Der Kompass ersetzt nicht Ihre lokalen Netzwerke, sondern ergänzt sie um überregionale, skalierbare Initiativen.
  • Dokumentieren und reflektieren
    Halten Sie nach einem Schuljahr kurz fest:
    • Was hat gut funktioniert?
    • Welche Initiative würden Sie wieder einladen?
    • Wo wünschen Sie sich andere Formate?

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