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Escape Games im Unterricht: EduBreakouts einfach umsetzen

Lernen mit Rätseln

Escape Games & EduBreakouts im Unterricht

Immer mehr Spieltrends wandern ins Klassenzimmer – und Escape Games sind keine Ausnahme. Die Mischung aus packendem Storytelling und kniffligen Rätseln, durch deren Lösung man Codes knackt, sorgt für Spannung. Lernende erleben anspruchsvolle Aufgaben als Abenteuer statt als »Lernstoff«. Das verankert Wissen emotional – und macht den Lernprozess nachhaltiger. Gleichzeitig trainieren Schülerinnen und Schüler Teamarbeit, Kommunikation und problemlösendes Denken. Warum also nicht einmal ein »EduBreakout« ausprobieren und den Unterricht für eine Stunde in ein Rätselabenteuer verwandeln? Wir haben Janina Reinhardt gefragt, wie Escape Games gestaltet und effektiv in den Unterricht integriert werden können.

Woher kommt dieser Spieltrend?

Der Trend der Escape Games hat seine Wurzeln vermutlich in den Computerspielen der 1980er Jahre, wobei auch analoge Formate wie Pen-&-Paper-Rollenspiele zur Entwicklung beigetragen haben. Das erste bekannte Escape-Game, »Crimson Room«, erschien 2004 als japanisches Computerspiel. Seitdem hat sich das Genre enorm weiterentwickelt und umfasst heute auch Live-Escape-Rooms in Großstädten, virtuelle Varianten über Videokonferenzen, sowie VR- und AR-Formate. Ergänzt werden diese durch Brettspiele, die teilweise mit Smartphone-Apps interagieren. In diesen vielfältigen Formaten haben sich Escape Games fest in der digitalen wie analogen Alltagskultur verankert.

Was sind Escape Games?

Typischerweise basieren »Escape (the Room) Games« auf der Idee, dass die Teilnehmenden aus einem verschlossenen Raum entkommen müssen. Sie werden daher auch als »Escape Rooms« oder »Breakouts« bezeichnet. Allerdings hat sich das Genre weiterentwickelt. Es geht nicht mehr immer darum, aus einem Raum zu entkommen. Manchmal muss auch ein Schloss geknackt werden, um Zugang zu etwas zu erhalten, wie etwa einer Truhe. Neben dieser Grundidee sind die Hauptmerkmale von Escape Games eine spannende Geschichte, das Lösen kniffliger Rätsel im Teamwork und eine unter Druck setzende Zeitbeschränkung.

Im Bildungskontext findet man auch speziell zu didaktischen Zwecken entwickelte Escape Games, die als »Educational Escape Game«, »Pedagogical Escape Game«, »EduBreakout« oder »BreakoutEdu« bekannt sind.

Portrait von Janina Rheinhardt

Prof. Dr. Janina Reinhardt

Portrait von Janina Rheinhardt

Prof. Dr. Janina Reinhardt

Janina Reinhardt ist Qualifikationsprofessorin für Linguistik des Französischen und Fachdidaktik der romanischen Sprachen (Französisch und Spanisch) an der Philipps-Universität Marburg. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit digitalisierter Sprachreflexion – also damit, wie digitale Technologien das Nachdenken über Sprache beeinflussen und unterstützen können. Derzeit untersucht sie insbesondere den Einsatz gesprochener Korpora in der Sprachanalyse, die Integration von Künstlicher Intelligenz in Lehr- und Lernprozesse sowie spielerische Lernformate wie Escape Games in der integrierten Sprach- und Medienbildung.

janina.reinhardt@uni-marburg.de

Praxisimpulse

Wie nutze ich Escape Games in meinem Unterricht? 

Escape Games bieten eine einzigartige Möglichkeit, den Unterricht spannender und interaktiver zu gestalten. Sie steigern die Motivation der Schüler, ermutigen sie dazu, auch herausfordernde Aufgaben anzugehen, und sorgen für Spaß beim Lernen. Dabei erfolgt das Lernen oft nebenbei (und idealerweise im Flow-Zustand), während gleichzeitig Kommunikationsfertigkeiten und Problemlösestrategien gefördert werden. 

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, Escape Games in den Unterricht einzubinden: 

  1. Vorhandene Escape Games verwenden: Als Lehrkraft hat man oft nicht die Zeit, ein aufwendiges Spiel selbst zu entwickeln. GlĂĽcklicherweise liegen viele kommerzielle Escape Games im Rahmen des Schulbudgets, und es gibt zahlreiche frei verfĂĽgbare Spiele im Internet. Diese sind perfekt fĂĽr Projekttage oder Vertretungsstunden geeignet, insbesondere wenn sie fachlich relevant sind, wie zum Beispiel ein Spiel auf der Zielsprache des Fremdsprachenunterrichts. Manchmal findet man sogar passgenaue Spiele zu einem bestimmten Lerngegenstand.
  2. Selbst ein EduBreakout entwerfen: Im Präsenzunterricht sind hybride Formate besonders praktisch. So muss man als Lehrkraft nicht mehrere Koffer mit Material mitbringen, kann aber dennoch haptische Elemente einbauen. Beispielsweise könnte eine reale Truhe geöffnet oder Hinweise mit UV-Tinte im Klassenzimmer versteckt werden. Lerninhalte lassen sich dabei in die Rahmenhandlung, Hinweise und Rätsel integrieren, und besonders wichtige Begriffe und Zahlen können als Schlüsselwörter und Zahlencodes dienen, wie fremdsprachige Vokabeln oder Jahreszahlen von historischen Ereignissen.
  3. Lernende erstellen Breakouts: Die Erstellung von Breakouts bietet sich als eine komplexe und äußerst kreative Lernaufgabe, die nicht nur Spaß macht, sondern auch sprachliche, soziale und Medienkompetenzen fördert. Bei der Vorbereitung auf eine Klassenarbeit können die Lernenden in Gruppen Rätsel zu einzelnen Lerninhalten entwerfen und anschließend lösen. So setzen sie sich auf eine ganz neue Weise mit dem zu wiederholenden Stoff auseinander. 

Tipps fĂĽr die Erstellung von Breakouts (durch Lehrende und Lernende)

  • Als Einstieg selbst (nochmal) ein Breakout spielen. Dann kommen Ideen oft von ganz allein.
  • Erstmal nutzen, was man kennt. Man muss sich nicht unbedingt lange in neue Tools oder komplexe Spieldesigns einarbeiten. Selbst mit Kopiervorlagen, PowerPoint und/oder QR-Codes können tolle Spiele designt werden.
  • Digitale Werkzeuge wie KI nicht nur fĂĽr Zeitersparnis, sondern auch zur multimodalen Materialerstellung fĂĽr immersivere Spielerlebnisse nutzen (zum Beispiel immersivere Texte durch Layout-Imitation und/oder Vertonung –Tool-Tipps siehe unten).
  • Medialer Ein- und Ausstieg, zum Beispiel ein versteckter Brief als Intro und ein Outro mit KI-generiertem Song, der die Rätsel oder Story nochmal inhaltlich aufgreift.

Materialien

Werkzeugkiste: Materialien und Hilfsmittel

Für ein erfolgreiches EduBreakout benötigt man zunächst einen realen oder virtuellen Raum, in dem die Lernenden Rätsel entdecken, Hinweise kombinieren und durch das Knacken von Codes Schlösser öffnen können. Das Herzstück jedes Escape Games ist eine packende Geschichte, die als roter Faden dient und alle Aufgaben miteinander verknüpft. Texte fürs Storytelling, kombiniert mit passenden Geräuschen und Bildern, helfen den Lernenden, tief in die Geschichte einzutauchen.

Es gibt keine feste Ausstattung, die für alle Spiele notwendig ist. Oft reichen einfache Mittel, wie etwa ein zerschnittenes Blatt, das zusammengesetzt einen mysteriösen Reim offenbart, der wiederum die Kombination eines Zahlenschlosses enthüllt. Dennoch gibt es einige Materialien und Hilfsmittel, die Sie ausprobieren können, um Ihre Escape Games zu bereichern:

Analoge Materialien
  • Verschiedene Arten von Vorhängeschlössern, eventuell mit einer Haspe
  • UV-Stift und UV-Taschenlampe, Spiegel fĂĽr Texte in Spiegelschrift, Caesar-Scheibe, usw.
Digitale Hilfsmittel

Plattformen als virtueller Raum 

  • Webbasierte Tools wie Genial.ly oder Google Sites
  • In Lernplattformen einbindbare Tools wie H5P
  • Desktop-basierte Tools wie PowerPoint 

Tools zur Rätselerstellung 

Tools zur Text- und Materialerstellung 

Tools zur Ver- und Entschlüsselung 

  • VerschlĂĽsselungs-Software wie VeraCrypt
  • Tools wie Audacity, um Audiodateien rĂĽckwärts abzuspielen 

Kleine Spielesammlung: Vier Breakouts zum Ausprobieren

  • Englische Demo zu Populärkultur (H5P-Branching-Scenario). Zur Demo.
  • Französisches BeiSpiel zur Netflix-Serie »Lupin« (Google Sites). Zum BeiSpiel.
  • Spanisches BeiSpiel zum Reise-Wortschatz (Kopiervorlage mit QR-Code von Janina Reinhardt; CC-BY). Zum Download.
  • Spanisches BeiSpiel zur Sagrada Familia (Genially). Zum BeiSpiel.

Zum Weiterlesen, -hören, -schauen

Literatur 

  • Belova, Nadja, Wlotzka, Petra und Lathwesen, Chantal (2021): Escape Rooms – nicht nur in der Freizeit spannend! Ideen fĂĽr den Einsatz von Escape Rooms im Chemieunterricht. In: Naturwissenschaften im Unterricht Chemie, Nr. 182, S. 2–7.
  • BĂĽndgens-Kosten, Judith (2021): Breakout Games. In: BĂĽndgens-Kosten, Judith und Schildhauer, Peter (Hrsg.): Englischunterricht in einer digitalisierten Gesellschaft. Beltz, S. 166-175.
  • Reinhardt, Janina (im Druck): Escape-Games als Artefakt der Kultur der Digitalität. Digitale Räume im Fremdsprachenunterricht erkunden und gestalten. In: Sprachlich-Literarisches Lernen und Deutschdidaktik, S.68–86.
  • Reinhardt, Janina, & Remmert, Natascha (2022): Wortschatzlernen mit Escape-Games. Resolver y escapar con juegos mentales. In: Der fremdsprachliche Unterricht Spanisch, Nr. 79, S. 30–38.
  • Scheller, Anne (2020): Escape-Rooms und Breakouts in der Schule einsetzen. Themenwahl, Erstellung und Ablauf mit praktischen Beispielen in der Sekundarstufe I. Persen-Verlag.
  • Schimmel, Janine (2023): Escape-Games selbstgemacht. Differenzierung und Individualisierung mit digitalen Spielen. In: Fördermagazin Sekundarstufe, 2/2023, S. 36–37.
  • Stollhans, Sascha (2020): Designing escape game activities for language classes. In: Alessia Plutino, Kate Borthwick, & Erika Corradini (Hrsg.): Innovative language teaching and learning at university. Treasuring languages. Research-publishing.net., S. 27–32. 

Webseiten

  • School Break. Handbook and Videos 1-5. Zum Handbuch und den Videos.
  • Escape Games – Dem Lernalltag entkommen und spielerisch Fremdsprachen lernen (TaskCards mit vielen weiteren Anregungen). Zur Sammlung.

Podcast

  • Escape Games – Begeisterung des Spielens im Unterricht fĂĽr die SchĂĽler/innen erlebbar machen!“: Folge 112 des Podcast „Teacher Talk“ von Sebastain NĂĽsse. Zum Podcast.

Fortbildung

Grafik zur Veranschaulichung des Bereiches Literatur unseres Hybriden Lernraums. Ein Pfeil zeigt auf drei Buecher, die neben einem Werkzeugkasten stehen.

Download

Kopiervorlage „¡Déjame subir a ese avión!” von Janina Reinhardt; CC-BY

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