Zum Hauptinhalt der Seite springen

Methode

Sprachenportrait

Methode zur Sichtbarmachung von Mehrsprachigkeit
Teil des Themas »Mehrsprachigkeit im Fachunterricht«

Mehrsprachigkeit im Fachunterricht: Schülerinnen und Schüler nutzen ihr gesamtes sprachliches Potenzial.

Methodenbeschreibung

Darum geht es

Lehrkräfte wissen nicht immer, welche Familiensprachen ihre Schülerinnen und Schüler sprechen. Bevor Mehrsprachigkeit in den Fachunterricht eingebunden werden kann, ist es notwendig, die mehrsprachigen Ressourcen der Lernenden zu erfahren und sichtbar zu machen. Der Mehrsprachigkeit Raum in der Schule zu geben, bedeutet auch, den von Lernenden mitgebrachten Sprachen Wertschätzung entgegenzubringen. Eine Möglichkeit der Visualisierung individueller Mehrsprachigkeit ist die Methode »Sprachenportrait«.

Für wen

Grundschule und Sek. I

Dauer

45 Minuten

Material / Vorbereitung

Arbeitsblatt »Das sind meine Sprachen«

Arbeitsform

Einzelarbeit, Auswertung im Sitzkreis

Vorgehen

Die Schülerinnen und Schüler erhalten ein Blatt mit der Silhouette eines Menschen und die Frage: »Welche Sprachen sprichst du?« Sie werden gebeten, für jede Sprache eine Farbe zu wählen, die Silhouette auszumalen und nach Wunsch zu kommentieren (Gogolin/Neumann 1991). Wünschenswert ist, dass auch die Lehrkraft ein Sprachenportrait vorbereitet.

Die auf dem Arbeitsblatt verwendete Fragestellung ist absichtlich offen gehalten: Es geht nicht darum zu erfahren, wie »gut« Schülerinnen und Schüler eine Sprache können oder »wie oft« sie sie benutzen, sondern vielmehr darum, Hinweise auf ihr sprachliches Selbstkonzept zu gewinnen. Bei dieser Fragestellung kann jedes Kind, jeder Jugendliche Formen der Mehrsprachigkeitserfahrung einbringen – also auch diejenigen, die in der Familie einsprachig mit Deutsch leben. Die Schülerinnen und Schüler können ihre Klasse so als mehrsprachige Lerngemeinschaft erleben.

Die anschließende Auswertung erfolgt im Sitzkreis. Alle Schülerinnen und Schüler dürfen im Kreis ihr Sprachenportrait vorstellen. Dafür zeigen sie das Portrait, so dass es alle sehen können, und erklären die Anordnung und die Gründe für die Farbwahl. Wenn genügend Platz vorhanden ist, können alle Sprachenportraits anschließend im Klassenraum aufgehängt und ausgestellt werden.

Wichtig dabei ist:

  • Keine Schülerin, kein Schüler sollte zu der Präsentation des eigenen Sprachenportraits gezwungen werden. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Spracherfahrungen kann mit negativen Erinnerungen verbunden sein, zum Beispiel mit Fluchterfahrungen. Daher ist ein sensibler Umgang damit wichtig.
  • Möglicherweise stellen Schülerinnen und Schüler ihre Sprachen als »schlecht« oder »minderwertig« vor. Hier ist die Erklärung wichtig, dass es keine »guten« und »schlechten« Sprachen gibt. Alle Sprachen sind gleichwertig und jeder Mensch kann auf jede einzelne Sprache stolz sein, in der er Erfahrung besitzt.
  • Ebenso kann es sein, dass Schülerinnen und Schüler in ihrer Präsentation erklären, sie könnten die eine oder andere Sprache »nur ein bisschen« oder »nicht richtig«. Hier kann darauf hingewiesen werden, dass dies ganz normal ist. Sprachen werden in verschiedenen Situationen erworben und verwendet. Daher ist es nur natürlich, dass man nicht in allen seinen Sprachen das Gleiche ausdrücken kann und sich nicht in jeder Situation in jeder Sprache verständigen kann.

Zum Schluss wird noch einmal gemeinsam durchgezählt, wie viele und welche Sprachen genannt wurden. Wichtig ist, die Schülerinnen und Schüler in ihrer sprachlichen Vielfalt zu bestärken und herauszustellen, wie groß der Schatz ist, der an Sprachen in der Lerngruppe vorhanden ist.

Varianten

Die Klasse kann auch ein gemeinsames Sprachenportrait erstellen: »Das sind wir mit unseren Sprachen«. Dafür benötigt wird ein lebensgroßes Stück Papier (Flipchart etc.), auf das die Lehrkraft eine menschliche Silhouette zeichnet und anschließend gemeinsam mit allen die Sprachen einträgt, die von den Schülerinnen und Schülern ihrer Klasse gesprochen werden.

Geht zurück auf

Gogolin/Neumann 1991

Zum Buch

Weitere Methoden des Themas »Mehrsprachigkeit im Fachunterricht«

Zum Weiterlesen

Gogolin, Ingrid (2015): Die Karriere einer Kontur - Sprachenportraits. In: Inci Dirim, Ingrid Gogolin, Dagmar Knorr, Marianne Krüger-Potratz, Drorit Lengyel, Hans H. Reich und Wolfram Weiße (Hg.): Impulse für die Migrationsgesellschaft. Bildung, Politik und Religion. Münster, New York: Waxmann (Bildung in Umbruchsgesellschaften, Bd. 12), S. 294-304.

Gogolin, I.; Neumann, U.: Sprachliches Handeln in der Grundschule. In: Die Grundschulzeitschrift, H. 43, 1991, S. 6-13.

Krumm, H.-J.: Mehrsprachigkeit in Sprachenporträts und Sprachenbiographien von Migrantinnen und Migranten. In: AkDaF Rundbrief 61/2010.

Hybrider Lernraum

Das Thema »Mehrsprachigkeit im Fachunterricht« ist Teil des Hybriden Lernraums. Hier finden Sie für Ihre Arbeit in Schule oder an außerschulischen Lernorten Methoden, Informationen und Praxistipps aus Wissenschaft und Praxis – als Texte, Podcasts, Videos oder Workshops.

Zum Hybriden Lernraum

Sie haben Fragen zu unseren analogen und digitalen Formaten?

Schreiben Sie uns gerne!