Methodenbeschreibung
Darum geht es
Zu Beginn einer Unterrichtseinheit ist es besonders in naturwissenschaftlichen Fächern üblich, die Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler, ihre subjektiven Konzepte, abzufragen und festzuhalten. Dies können Vorstellungen zu einzelnen Bezeichnungen (»Monsun«), Konzepten (»Energie«) oder Prozessen (»Was passiert in einem Vulkan?«) sein. Ziel ist es, den fachlichen Lernprozess auf den alltagsweltlichen Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler aufzubauen und ihre möglicherweise fehlerhaften Präkonzepte um neue, fachspezifische Komponenten zu erweitern. Wichtig für die Lernenden ist es, dass sie auf die Unterschiede aufmerksam werden, die mit den verschiedenen sprachlichen Mitteln verbunden sind.
Wird die individuelle Mehrsprachigkeit der Lernenden in diesen Prozess eingebunden, so können neben verschiedenen sprachlichen Perspektiven auch andere Erfahrungen, zum Beispiel kulturelle Perspektiven in den Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler, berücksichtigt werden. Lernende stellen nicht automatisch Verknüpfungen zwischen ihren verschiedenen Sprachen her, sondern müssen die aktive Nutzung ihrer mehrsprachigen Ressourcen als erfolgreiche Lernstrategie erfahren und dabei unterstützt werden, sie zielsicher einzusetzen.
Für wen
Dauer
Arbeitsform
Vorgehen
Die Brainstormingphase zu Beginn der Unterrichtseinheit wird bewusst sprachsensibel gestaltet. Für das Brainstorming werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, alle ihnen zur Verfügung stehenden mehrsprachigen Ressourcen zu nutzen. Intendiert ist, alltagsweltliche und alltagssprachliche Assoziationen zu einem Begriff nicht nur auf Deutsch, sondern auch in den Familiensprachen hervorzurufen.
Nach der individuellen Brainstormingphase werden alle Assoziationen, von einzelnen Wörtern bis zu kurzen Sätzen, an der Tafel gesammelt. Antworten in verschiedenen Sprachen werden gegebenenfalls von den Lernenden selbst angeschrieben und erklärt.
Das mehrsprachige Brainstorming fragt nicht nur die alltagssprachlichen Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler zu einem Begriff ab, sondern ermöglicht auch den Vergleich sprachlicher und kultureller Bilder, die mit einem Begriff in verschiedenen Sprachen oder Kontexten einhergehen.
Ein Beispiel aus dem Forschungsprojekt PhyDiv an der Universität Hamburg:
Zu Beginn der Unterrichtseinheit wurde ein mehrsprachiges Brainstorming zum Thema »Energie« durch die folgenden Fragen initiiert:
- Was verbindest du mit dem Begriff Energie?
- Welche Bedeutung hat der Begriff Energie in anderen Sprachen?
In der anschließenden Auswertungsphase stellten die Schülerinnen und Schüler fest, dass die Redewendung »Ich habe keine Energie« (im Sinne von: »Ich bin antriebslos/schwach.«) in vielen Sprachen vorkommt, die die Schülerinnen und Schüler aus der Familie mitbringen, so zum Beispiel im Türkischen, Spanischen oder Portugiesischen.
Verwendet in
Forschungsprojekt zur Mehrsprachigkeit im Physikunterricht (»PhyDiv«) an der Universität Hamburg.
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Hybrider Lernraum
Das Thema »Mehrsprachigkeit im Fachunterricht« ist Teil des Hybriden Lernraums. Hier finden Sie für Ihre Arbeit in Schule oder an außerschulischen Lernorten Methoden, Informationen und Praxistipps aus Wissenschaft und Praxis – als Texte, Podcasts, Videos oder Workshops.
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