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»Leistung macht Schule«

Bund-Länder-Initiative

Ein Beitrag der Beratungsstelle besondere Begabungen zur Umsetzung der Initiative in Hamburg

Im November 2016 ist die gemeinsame Initiative von Bund und Ländern ins Leben gerufen worden, um bessere Entwicklungsmöglichkeiten für leistungsstarke und leistungsfähige Schülerinnen und Schüler zu schaffen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sozialem Status. Im Rahmen der auf insgesamt 10 Jahre angelegten Förderinitiative entwickeln Pilotschulen in der ersten fünfjährigen Projektphase unter wissenschaftlicher Begleitung Konzepte zur Förderung. Die entwickelten Strategien und Konzepte werden der Schulpraxis anschließend in der zweiten Projektphase zur Verfügung gestellt.

Start des Modellprojekts »Begabungspiloten« in Hamburg

Mit einer Auftaktveranstaltung am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) starteten am 1. November 2017 zwölf Hamburger Schulen (sechs Grundschulen, drei Stadtteilschulen und drei Gymnasien) in die erste Phase des Modellprojekts »Begabungspiloten«, das die Umsetzung der Bund-Länder-Initiative ermöglichen soll.

Die ausgewählten Schulen entwickeln das Leitbild einer leistungs- und begabungsförderlichen Schulkultur weiter, fördern besonders begabte Schülerinnen und Schüler individuell im Unterricht und verbessern kontinuierlich ihr schulinternes Beratungsangebot. Sie wurden nach einem intensiven Auswahlprozess aus 41 Bewerbern ausgewählt und sollen langfristig als Kompetenzzentren umliegenden Hamburger Schulen beratend zur Verfügung stehen und ihre Expertise weitergeben können.

Das Projekt startet zunächst mit der Einrichtung besonderer außerunterrichtlicher Enrichmentangebote an den teilnehmenden Schulen. Mit Unterstützung der Claussen-Simon-Stiftung konnten außerschulische Experten gewonnen werden, die mit Schülerinnen und Schülern in fächerübergreifenden, vertiefenden Projekten arbeiten werden. Die Angebote greifen unter anderem Themen wie Architektur & Raumgestaltung, Fotografie & Biologie, Physik & Bionik, Tanzplatz der Wörter und Journalistisches Arbeiten auf.

Bei der Umsetzung des Projektes werden die Schulen von der Beratungsstelle besondere Begabungen (BbB), der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) sowie durch einen bundesweit tätigen Forschungsverbund unterstützt.

Teilnehmende Schulen
Interview zur bisherigen Entwicklung der Begabtenförderung in Hamburg

und zur Bund-Länder-Initiative: »Förderung leistungsstarker und potenziell leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler« an Hamburger Schulen.

Ein Beitrag von Jan Kwietniewski
Leiter der Beratungsstelle besondere Begabungen (BbB)

Im November 2016 ist die gemeinsame Initiative von Bund und Ländern ins Leben gerufen worden, bessere Entwicklungsmöglichkeiten für leistungsstarke und leistungsfähige Schülerinnen und Schüler zu schaffen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sozialem Status. In jedem Bundesland sollen zunächst Pilotschulen über einen Zeitraum von 5 Jahren Konzepte zur Förderung erarbeiten. Die entwickelten Strategien und Konzepte werden der Schulpraxis anschließend zur Verfügung gestellt. Welche nächsten Umsetzungsschritte stehen hier für Hamburg an, Herr Kwietniewski, und wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung der Begabtenförderung in Hamburg ein?

Die Bund-Länder-Initiative kommt in Hamburg zu einem richtigen Zeitpunkt und setzt die bereits gestartete Entwicklung fort.

Wir haben bereits zwischen 2004 und 2007 und zwischen 2010 und 2012 vergleichbare Projekte mit insgesamt 39 Grundschulen unter dem Namen »Schmetterlinge« durchgeführt. Vergleichbar der jetzigen Initiative haben wir in den Projekten die Entwicklung der beteiligten Schulen durch Fortbildung, Beratung und Vernetzung unterstützt und dabei folgende inhaltliche Schwerpunkte gesetzt: Jede beteiligte Schule sollte die Schulkultur, das Angebotsspektrum und den Unterricht so verändern, dass die Förderung aller leistungsstarker und potenziell leistungsstarker als auch besonders begabter und hochbegabter Kinder besser funktioniert.

Seit 2013 wurde im Rahmen des Aktionsprogrammes zur Begabtenförderung diese Entwicklung fortgesetzt und unter anderem um zwei sehr wichtige Schwerpunkte erweitert: Zum einen wurde jede Schule in Hamburg dazu aufgefordert, ein schulspezifisches Konzept zur Begabtenförderung zu entwickeln. Dies geschieht bereits und kann zum Beispiel von Eltern erfragt werden. Wir unterstützen die Schulen dabei weiterhin durch Beratung, Fortbildung sowie eine spezifische Handreichung, die eine Orientierung bei der Erstellung der Konzepte ermöglicht und vergleichbare Messstäbe setzt. (Die Handreichungen für Grundschulen und weiterführende Schulen zur Konzepterstellung finden Sie hier im LänderSPECIAL unter DOWNLOADS.)

Zum anderen haben wir eine neue schulspezifische Qualifizierung entwickelt, in der wir schulische Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für Begabtenförderung ausbilden (Grundschulen: Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für Begabtenförderung - MfB und weiterführende Schulen: Fachkraft für Begabtenförderung - FBF). Diese Fachkräfte sind eine Art Katalysator der schulinternen Entwicklung. Ich erlebe es sehr häufig, dass durch die Festlegung einer Zuständigkeit das Thema in einer Schule aktiviert wird. Die Fachkraft übernimmt Verantwortung, die Funktion etabliert sich, das Lehrerkollegium setzt sich mit dem Thema auseinander. Die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren leisten manchmal kleinschrittige Arbeit, mobilisieren scheinbar verborgene Kräfte im Kollegium und helfen, ein Verständnis für die Belange der Begabten wie auch weiterführende Maßnahmen (zum Beispiel eine Vereinbarung über das Vorgehen beim Erkennen) zu entwickeln.

Somit etabliert sich in Hamburg mit inzwischen fast 200 ausgebildeten MfB und FBF eine neue Fachgruppe, die wir untereinander vernetzen und mit Fachinformationen versorgen.

Ich glaube, dass in der Zukunft diese Gruppe für uns als zentrale Fachstelle eine entscheidende Rolle in der systemischen Entwicklung und Verbesserung der Begabtenförderung in Hamburg sein wird.

Im Rahmen der Bund-Länder-Initiative möchten wir die bereits funktionierenden Modelle der unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Förderung weiterentwickeln und erhoffen uns, dass die wissenschaftliche Begleitung aber auch bundesweite Vernetzung hier wichtige Impulse liefern. Wir möchten auch die Qualifizierung für MfB und FBF weiterentwickeln und um zusätzliche und intensive Module ergänzen. Das Ziel ist dabei, die schulinterne Beratung für Eltern von leistungsstarken, besonders begabten und hochbegabten Kindern und Jugendlichen, vor allem im Falle von Schülern mit Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten, zu optimieren.

Da, wie anfänglich gesagt, die Initiative in Hamburg zum richtigen Zeitpunkt kommt und auf eine fortgeschrittene Entwicklung trifft, haben wir bereits im Herbst 2017 mit 12 Schulen aller Schulformen mit der intensiven Arbeit zur Gestaltung der schulinternen Enrichmentangebote nach dem Drehtürprinzip begonnen. Wir erstellen hierfür in Kooperation mit der Claussen-Simon-Stiftung externe Angebote (zum Beispiel aus dem Bereich Journalismus oder Architektur). Diese Schulen arbeiten seit dem bundesweiten Auftakt der Initiative im Januar 2018 als Pilotschulen weiter. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung.

Die wichtigste Zielsetzung für uns bleibt, alle Schulen in Hamburg, unabhängig von der Zusammensetzung ihrer Schülerschaft, der Schulform und dem Stadtteil, dazu zu bewegen, auf starke und potenziell leistungsstarke Schülerinnen und Schüler wachsam und proaktiv zu reagieren, passende Förderangebote aufzubauen, sich beim individuellen Förderbedarf flexibel zu zeigen und eine beratende Unterstützung zu leisten.

Weitere Informationen zum Modellprojekt

Folgende Informationen finden Sie unter Downloads

  • Pressemitteilung des Hamburger Senats zum Start des Projekts
  • Zur Auftaktveranstaltung des Projekts

Bund-Länder-Initiative »Leistung macht Schule«
Forschungsverbund

»Leistung macht Schule« (LemaS) ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur Begleitung und Weiterentwicklung von Schulen zur Förderung leistungsstarker und potenziell leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler. Hervorgegangen aus einer gemeinsamen Initiative von Bund und Ländern setzt sich LemaS aus 28 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie acht Kooperationspartnern aus empirischer Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Fachdidaktiken unterschiedlicher Fächer und pädagogischer Psychologie zusammen. In 22 inhaltlichen sowie zwei übergreifenden Teilprojekten geht es um eine theorie- und evidenzbasierte Optimierung von schulischen Entwicklungsmöglichkeiten leistungsstarker und potenziell leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht.
In einem der Teilprojekte wurde unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Franzis Preckel (Universität Trier) und Frau Prof. Dr. Miriam Vock (Universität Potsdam) eine E-Learning Reihe mit Erklärvideos entwickelt, die Grundlagen- und Anwendungswissen zum Thema Verstehen, Erkennen und Fördern begabter und leistungsstarker Schülerinnen und Schüler für Lehrkräfte und Lehramtsstudierende bundesweit kostenlos zur Verfügung stellt.

Zum Forschungsverbund: Website des LemaS Forschungsverbundes

Leistung macht Schule: Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

Leistung macht Schule: Website der Arbeitsgruppe »Bildung für Leistungsstarke« im DLR Projektträger

Teilnehmende Schulen bundesweit: Website der Arbeitsgruppe »Bildung für Leistungsstarke« im DLR Projektträger

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