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Trainingsvideo »Leistungsüberzeugungen beeinflussen«

Grafik zur Veranschaulichung des Bereiches Videos unseres Hybriden Lernraums. Ein Pfeil zeigt auf ein Notebook, auf dem ein Fenster zu erkennen ist, in welchem ein Video abgespielt wird. Das Notebook steht dabei vor einem Werkzeugkasten.

Trainingsvideo mit Mohini Lokhande

Zusammenfassung des Videos

  • Kinder und Jugendliche können negative Leistungsüberzeugungen verinnerlicht haben, die sie daran hindern, ihr Potenzial zu zeigen.
  • Dies kann zu einer negativen Leistungsspirale führen. Lehrkräfte können helfen, die Spirale zu durchbrechen.

Machen Sie sich bewusst:

  • Welche Leistungserwartungen habe ich an bestimmte Schülerinnen und Schüler? Unterliegen diese vielleicht Vorurteilen?
  • Sie können hinderliche Leistungsüberzeugungen verändern, Vertrauen schaffen und für eine positive Fehlerkultur sorgen. 

Leistungsüberzeugungen beeinflussen

Wann waren Sie das letzte Mal in einer Prüfungssituation – und dabei nicht komplett von sich überzeugt? Erinnern Sie sich an das Gefühl? Dieses Gefühl ist Alltag für viele Ihrer Schülerinnen und Schüler. In diesem praxisorientierten Trainingsvideo zeigt Bildungsforscherin und Psychologin Dr. Mohini Lokhande, wie stereotype Zuschreibungen und selbstbegrenzende Überzeugungen Lernleistungen hemmen können – und was Lehrende konkret tun können, um gegenzusteuern. 

Portrait Mohini Lokhande

Dr. Mohini Lokhande

Portrait Mohini Lokhande
© SVR / Setzpfandt

Dr. Mohini Lokhande

Dr. Mohini Lokhande, Dipl.-Psychologin, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin und stellvertretende Leiterin des Bereichs Jahresgutachten beim Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR). Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Zusammenhängen mit der Frage, wie die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte gestärkt werden kann. Hiermit beschäftigte sie sich auch während ihrer Promotion an der Universität Jena, baute im Anschluss einen lokalen Bildungsverbund in Berlin auf und war über viele Jahre als Lehrbeauftragte an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg tätig. Beim SVR koordinierte sie zwei großangelegte Forschungs-Praxis-Projekte an Schulen, in denen in den USA entwickelte sozialpsychologische Kurzinterventionen für den deutschen Schulkontext weiterentwickelt und erprobt wurden.

Mehr über Dr. Mohini Lokhande

Hinderliche Leistungsüberzeugungen

Stereotype Threat verstehen

Kinder und Jugendliche sind sehr sensibel für Vorurteile und Stereotype, die ihnen über sich oder ihre Gruppe begegnen. Gleichzeitig haben sie Angst, diese Stereotype zu bestätigen. Dieses sozialpsychologische Phänomen nennt man »Stereotype Threat« (Bedrohung durch Stereotype). Manchmal übernehmen sie negative Glaubenssätze auch selbst – wie »Ich bin halt nicht gut in Mathe« oder »Ich passe nicht aufs Gymnasium«.

Kinder, die sich durch Stereotype bedroht fühlen (zum Beispiel Mädchen in Mathematik, Jungen in Sprachen oder Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungs- oder nicht-akademischen Hintergründen auf dem Gymnasium), können ihr Potenzial weniger gut zeigen. Sie erleben:

  • Prüfungsangst und Stress: Ihr Arbeitsgedächtnis ist während einer Prüfungssituation durch den Fokus auf die negativen Leistungsüberzeugungen bereits stark ausgelastet. Wenn sie dadurch dann schlechter abschneiden, fühlen sie sich in ihrer Überzeugung bestätigt.
  • Schwierigkeiten, Kritik anzunehmen: Durch die negative Selbstzuschreibung beziehen sie Kritik von anderen auf ihre Person und nicht auf die Sache selbst. Dadurch verlieren sie Vertrauen in Lehrkräfte. 

Negative Leistungsspirale

Stereotype Threat kann zu einer negativen Leistungsspirale bei den Lernenden und ihren Lehrkräften führen. Die führt zu kurzfristigen und sogar langfristigen Reaktionen: 

  • Stress
  • Schlechte Leistungen
  • Negative Rückmeldungen
  • Frustration über die schlechten Leistungen
  • Weniger Bereitschaft, sich im Lernen zu engagieren
  • Weniger anspruchsvolle Förderung durch die Lehrkräfte
  • Vertrauensverlust in Lehrkräfte, Abwertung des Fachs und der Schule

Tipp: Seien Sie als Lehrkraft sensibel für das Phänomen und machen Sie sich bewusst, welche (vielleicht stereotype) Leistungserwartungen Sie an bestimmte Schülerinnen und Schüler haben. 

Impulse zum Trainingsvideo

Drei Strategien, um hinderliche Leistungsüberzeugungen zu verändern

Mit diesen drei Strategien können Sie die negative Leistungsspirale durchbrechen und bei Ihren Schülerinnen und Schülern positive Erfahrungen, Vertrauen in Sie als Lehrkraft und mehr Engagement beim Lernen hervorrufen. 

Ressourcen aktivieren

Nutzen Sie insbesondere für Prüfungssituationen die Werteaffirmation. Dabei machen sich die Schülerinnen und Schüler ihre vorhandenen Stärken oder Ressourcen bewusst, zum Beispiel: »Ich singe sehr gut« oder »Meine Familie steht immer zu mir«. Diese positiven Gedanken lösen die kognitive Verengung auf den Stressor, entspannen und sorgen dafür, dass sich das Arbeitsgedächtnis dann besser auf die Aufgabe konzentrieren kann. Zum Nachvollziehen könnten Sie einmal auf sich selbst schauen: Was können Sie besonders gut, was macht Ihnen Spaß und wer unterstützt Sie?

So geht's: Der Sachverständigenrat für Integration und Migration hat für die Werteaffirmation einen Comic entwickelt. Es zeigte sich, dass insbesondere Kinder mit Zuwanderungsgeschichte und Mädchen von ihm profitierten und ihre Leistung sogar über mehrere Monate hinweg steigern konnten. Zum Comic


Wachstumsorientierte Grundhaltung entwickeln 

Manche Kinder und Jugendliche machen die Erfahrung, dass in ihnen kein Potenzial gesehen wird. Sie werden mit einem statischen Grundverständnis von Intelligenz betrachtet. Der heutige Stand der Wissenschaft geht aber von einem wachstumsorientierten Verständnis aus, also davon, dass Intelligenz trainiert werden kann. Dies wird auch »Growth Mindset« genannt. Lernende, die dieses Mindset haben, nehmen sich eher herausfordernde Lernziele vor und geben beim Erreichen dieser nicht so schnell auf. Sie sehen Fehler und schlechte Leistungen in Prüfungssituationen als Chance, dazuzulernen. Studien zeigen, dass Leistungen bei den Kindern und Jugendlichen ansteigen, die dieses Mindset verinnerlicht haben. 

So geht's: 

  • Loben Sie Schülerinnen und Schüler dafür, dass sie sich angestrengt, eine Strategie angewandt oder nicht aufgegeben haben. Loben Sie hingegen weder Intelligenz noch Begabung.
  • Sie können eine positive Fehlerkultur als Leitgedanken für die Klasse verankern. Beispielsweise mit einem Schild über der Tafel. Dort könnte draufstehen: »In dieser Klasse dürft ihr Fehler machen. Denn Fehler zeigen, dass ihr denkt.«
  • Fragen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler nach spannenden Fehlern und Herausforderungen, von denen alle etwas lernen können. 

Motivierendes Feedback geben

Motivierendes Feedback, das sich auf die Leistung bezieht und den Selbstwert erhält, muss nicht automatisch »weichgespült« sein. Wichtig ist, dass es klar verständlich ist, damit die Kinder und Jugendlichen verstehen, wie sie ihre Strategie anpassen können. Mohini Lokhande empfiehlt hier das »Weise Feedback«

So geht's:

  1. Hohe Erwartung: Sie können durchaus hohe, aber realistische Erwartungen an Ihre Schülerinnen und Schüler äußern.
  2. Vertrauen: Sie äußern, dass Sie überzeugt sind, dass sie diese Leistung schaffen können. Vielleicht gibt es schon Erfolgserlebnisse, die Sie hierbei als Beispiel heranziehen können.
  3. Wertschätzung und Unterstützung: Sie bieten Unterstützung dabei an und begleiten bei den Herausforderungen. 

Jetzt loslegen: Erste Schritte 

Sofort 

Installieren Sie eine positive Fehlerkultur, beispielsweise mithilfe des Plakats oder der genannten Fragen nach spannenden Fehlern. 

Bei der nächsten Prüfungssituation 

Setzen Sie den Comic zur Werteaffirmation ein, um die Ressourcen Ihrer Schülerinnen und Schüler zu aktivieren. 

Langfristig 

Überlegen Sie sich Textbausteine für motivierendes Feedback, die Sie nach Referaten oder unter Klassenarbeiten einsetzen können. 

Zum Weiterlesen

Burow, O. (2022): Wertschätzende Schulleitung. Der Weg zu Engagement, Wohlbefinden und Spitzenleistung. Wie Schulen zukunftsfähig werden. Weinheim.

Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR-Forschungsbereich) (2020): Weise Interventionen für einen diversitätsbewussten Unterricht. Ein Handbuch für die Lehrerbildung. Zur Website.

Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (2017): Vielfalt im Klassenzimmer. Wie Lehrkräfte gute Leistung fördern können. Zur Studie.

Spengler, Marion (2020): Was unser Lernen beeinflusst. In: LEAD.Schule. Zum Blog-Artikel.

Grafik zur Veranschaulichung des Bereiches Literatur unseres Hybriden Lernraums. Ein Pfeil zeigt auf drei Buecher, die neben einem Werkzeugkasten stehen.

Weitere Beiträge im Hybriden Lernraum

Hybrider Lernraum

Die Trainingsvideos sind Teil des Hybriden Lernraums. Hier finden Sie für Ihre Arbeit in Schule oder an außerschulischen Lernorten Informationen und Praxistipps aus Wissenschaft und Praxis – als Texte, Methoden, Podcasts, Videos oder Workshops.

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