Jugendliche als Mitgestalter von Schule
Wie muss Schule heute sein, damit sie morgen noch relevant ist?
Die Anforderungen an Bildung verändern sich rasant – und mit ihnen die Erwartungen an Schule. Doch wie sieht eine Schule aus, die Kinder und Jugendliche wirklich stärkt, sie individuell fördert und fit macht für ihre Zukunft? Genau darüber wird aktuell viel diskutiert – in der Wissenschaft, in der Bildungspraxis und zunehmend auch in der Gesellschaft. Doch eine Perspektive kommt dabei oft zu kurz: die der Schüler:innen selbst. Das Forum Bildung Digitalisierung hat deshalb gemeinsam mit der Deutschen Telekom Stiftung das Projekt »Generation BD« ins Leben gerufen. Die Idee: Jugendliche nicht nur über Schule sprechen – sondern mitgestalten lassen. Ihre Stimmen, Gedanken und Forderungen sollen gehört werden, wenn es um die Transformation von Schule geht. Wir haben mit Romaric, Mats, Anton, Marieke, Lilly und Kevin, sechs jungen Vertreter:innen der Generation BD, gesprochen und sie gefragt: Wie sieht für euch zeitgemäßes Lehren und Lernen aus?

Interview mit der Generation BD
Generation BD
Die Generation BD ist eine Bewegung von jungen Menschen, die sich gemeinsam für die schulische Transformation einsetzen. Das Projekt, das vom Forum Bildung Digitalisierung gemeinsam mit der Deutschen Telekom Stiftung initiiert wurde, schafft ein starkes Netzwerk: Schüler:innen vernetzen sich über Schul- und Ländergrenzen hinweg und werden selbst zu Expert:innen für Schule und Kultur der Digitalität.
Beteiligung als Schlüssel für neues Lehren und Lernen
Eine Einordnung von Philipp Schulz vom Forum Bildung Digitalisierung
Wenn Schule zukunftsfähig sein will, darf sie Schüler:innen nicht nur Stoff und Wissen vermitteln. Schüler:innen sollten ihre persönlichen Lernprozesse aktiv mitgestalten können. Doch wer Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen soll, braucht auch echte Beteiligung: Räume, in denen Perspektiven gehört, Ideen eingebracht und Veränderungen mitgestaltet werden können.
In Schule, Bildungspolitik und Gesellschaft fehlt heute aber häufig genau das. Viele junge Menschen engagieren sich politisch und gesellschaftlich, erleben aber im Schulalltag oder in der Politik oft, dass Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen werden – sei es bei Lehrplänen, Prüfungsformaten oder der Nutzung digitaler Technologien wie KI im Unterricht. Auch Schule bleibt noch zu oft ein Ort, an dem über junge Menschen gesprochen wird, statt mit ihnen. Dabei kann sie ein wichtiger Erfahrungsraum sein, in dem Demokratie gelebt, erprobt und gelernt werden kann.
Das Projekt Generation BD zeigt, wie Beteiligung konkret aussehen kann: Schüler:innen aus acht Bundesländern entwickelten in einem umfangreichen Prozess eigene Handlungsempfehlungen für die Transformation von Schule, etwa zu Themen wie mentaler Gesundheit, Individualisierung im Unterricht oder zur Leistungsbewertung und Prüfungskultur. Ihr Impulspapier adressiert Entscheider:innen aus Bildungspolitik und -verwaltung, aber auch weitere Akteur:innen im Bildungsbereich. Seit der Veröffentlichung bringen sich die Schüler:innen aus dem Projekt auf Veranstaltungen mit ihren Impulsen aktiv in Diskussionen ein oder werden proaktiv für Vorträge und Podien angefragt. Der empowernde Beteiligungsprozess im Projekt hat dazu geführt, dass sie sich auch in die Schulentwicklung an ihren eigenen Schulen aktiver als zuvor einbringen.
Das zeigt: Wenn Beteiligung ernst gemeint ist, stärkt sie Selbstwirksamkeit, Dialogfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Schüler:innen erleben sich nicht nur als Lernende, sondern als Mitgestaltende – von Schule, Bildung und Gesellschaft. Beteiligung ist deshalb mehr als ein »Add-on«, sondern kann ein Gamechanger für eine neue Lernkultur sein. Das zeigen beispielhaft die Aussagen der Jugendlichen, die sie im weiteren Verlauf mitsamt einer kurzen Einordnung finden.
Lernen nicht nur im Klassenzimmer
Schule öffnen, Lernorte vielfältig denken
Lernen findet längst nicht mehr nur im Schulgebäude statt. Ob Museum, Theater, Unternehmen, Natur oder digitale Räume – vielfältige Lernorte eröffnen neue Perspektiven. Einige Schulen nutzen bereits aktiv ihr Umfeld, vernetzen sich mit außerschulischen Partnern und schaffen Raum für neue Erfahrungen. So wird Lernen alltagsnah, relevant und fördert wichtige Zukunftskompetenzen.
Man muss einfach auch außerschulische Lernorte mit einbeziehen, damit das Wissen auch wirklich vollumfänglich gewonnen werden kann und man das Wissen eben noch nahbarer schafft als in einem Lehrbuchtext.
Lernbegleitung
Lernen individuell gestalten
Jede:r lernt anders – Lernbegleitung rückt daher den einzelnen Schüler, die einzelne Schülerin in den Mittelpunkt und stärkt das selbstorganisierte Lernen der Jugendlichen. Dies geschieht mit individuellen Impulsen, gezieltem Feedback und Raum zur persönlichen Entfaltung. Lehrende werden damit zu Unterstützer:innen des Lernprozesses, die Lernenden einen Rahmen setzen, ihnen Orientierung geben und Entwicklung ermöglichen.
Ich glaube, dass wir den Schüler:innen in der Zukunft viel mehr zutrauen können und sollten, weil sie das für die Arbeitswelt und die Gesellschaft der Zukunft vorbereitet, in der sie individuell und selbstständig arbeiten können sollten. Das heißt, Lehrer:innen sollten viel mehr zu Lernbegleitern werden, die nicht den Jugendlichen vormachen, was sie zu tun haben, sondern sie dabei begleiten, sich selbst Erkenntnisse anzueignen und anzuwenden.
Schule im Wandel
Mut zur Veränderung
Zukunftsfähige Bildung bedeutet, alte Strukturen zu hinterfragen, neue Wege zu gehen und gemeinsam Schule weiterzudenken. Das heißt nicht, alles anders zu machen – sondern das Richtige neu zu gestalten. Transformation beginnt daher im ersten Schritt mit der Bereitschaft, bestehende Strukturen kritisch zu reflektieren und offen zu sein für neue Konzepte, Methoden und Lernkulturen.
Zum Aspekt mit den Lehrkräften würde ich vor allem sagen, dass die auch offener für die Transformation sein sollten und nicht noch in den alten Mustern festhängen.
Flexible Lernumgebungen
Unterschiedlichen Talenten und Vorlieben gerecht werden
Flexible Lernumgebungen bieten die Möglichkeit, Lernen an die Lebensrealitäten und Bedürfnisse einzelner Schülerinnen oder Schüler anzupassen. Ob Lernen in der Schule oder ortsunabhängig – etwa von zu Hause aus: Durch unterschiedliche methodische Zugänge, variable Raumkonzepte oder die Kombination digitaler und analoger Lernformate können unterschiedliche Begabungen und Voraussetzungen berücksichtigt werden.
Dass man da eben die Flexibilität hat: Gehe ich in die Schule oder mache ich das lieber von zu Hause? Das kann auch Leuten helfen, die entweder hochbegabt sind, zu Hause sein müssen, weil sie zum Beispiel ein Instrument lernen wollen, oder auch Leuten, die eine Einschränkung haben, für die der Raum in der Schule auch aus ihrer Perspektive nicht der beste ist.
Zum Weiterlesen
Schüler:innen-Teilhabe: Wie gelingt erfolgreiche Partizipation? Zum Beitrag im Magazin.forumbd.de
Handlungsempfehlungen der Generation BD für die Transformation von Schule. PDF zum Download.
Hybrider Lernraum
Der Beitrag ist Teil des Hybriden Lernraums. Hier finden Sie für Ihre Arbeit in Schule oder an außerschulischen Lernorten Informationen und Praxistipps aus Wissenschaft und Praxis – als Texte, Methoden, Podcasts, Videos oder Workshops.
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